Shaolin Neijin Qigong

Ursprünge

Die ideologischen Wurzeln des Shaolin Neijin Qigong, auch Shaolin Neijin Yizhichan Qigong oder Inner Power Qigong genannt, liegen im Denken und Wirken von Damo, einem Mönch, der im Westen als Bodhidharma bekannt ist. Die Entwicklung der Methode begann im nördlichen Shaolin-Kloster. Ihre Anfänge lassen sich auf etwa 500 Jahre nach Christus datieren. Später wurde die Methode im südlichen Shaolin-Kloster bewahrt und weiterentwickelt. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde sie erstmals durch Groß-Großmeister Ashui Que bekannt, der das Kloster 1945 verließ. Als Überbringer des Wissens in der 19. Generation trug Großmeister Jinsheng Yao intensiv zu dessen weiterer Verbreitung bei. Großmeister Buyin Zheng betraute er schließlich als einzigen autorisierten Vertreter der direkten Meisterlinie mit der verantwortungsvollen Aufgabe, Shaolin Neijin Qigong in der westlichen Welt zu verbreiten.

Die Großmeister Yao und Zheng besuchen die Frau des Urgroßmeisters Que (aufgenommen 2007)

Als wesentlicher, meditativer Bestandteil des Chan-Buddhismus ist Shaolin Neijin Qigong eines der authentischen, in traditioneller Tradition rein erhaltenen Qigong-Systeme mit allen überprüfbaren Aspekten wie einer klaren Meisterlinie, einem abgestuften Ausbildungs- und Fertigkeitsniveau und der Schulung von Körper und Geist.

Das vielfältige Potential der Methode spiegelt sich schon im Namen wider:
Shaolin bezeichnet den Ursprung der Methode;
Neijin steht für die innere Kraft, Potential und Energie von Körper und Geist;
Yizhi bedeutet wörtlich „ein Finger“, bedeutet im Kontext der Methode aber vor allem, dass mit den Fingern spezielle Übungen, darunter auch Energieübertragungen, durchgeführt werden;
Chan bezeichnet eine besondere Form des Buddhismus und bezeichnet unter anderem tiefe Meditation, deren Ziel es ist, Mitgefühl zu entwickeln und Weisheit zu erschaffen.

Die wichtigsten Übungen

Die
Reiterstellung Die sogenannte Reiterstellung ist im Shaolin Neijin Qigong von zentraler Bedeutung. In einer genau definierten Körperhaltung, vergleichbar mit dem Sitz eines Reiters, meditiert der Übende über einen längeren Zeitraum, möglichst täglich. Diese Stellung beruhigt den Geist, öffnet die Meridiane in hohem Maße und sorgt dafür, dass das Qi ungehindert fließt. Wichtig ist, diese Übung nur nach Vorbereitung und genauer Anleitung durchzuführen. Beginnen Sie mit einer kürzeren Dauer und steigern Sie diese, bis Sie möglichst 35 Minuten erreichen. Erfahrene Übende genießen die Wirkung dieser Stehmeditation sogar eine Stunde oder länger.

Standfiguren
Neben der Reiterstellung werden im Shaolin Neijin Qigong auf fortgeschrittener Stufe weitere klar vorgegebene Standfiguren trainiert, zu denen z.B. jene des Tigers und des Drachens zählen. Bei Besuchen in Chinas Klöstern findet man mitunter Darstellungen von Heiligen, den sogenannten Louhan, die derartige Positionen zeigen. Ohne besondere Konzentration oder mentale Vorstellungen lenken die definierten Körperhaltungen den Fluss des Qi gezielt so, dass Blockaden auf natürliche Art und Weise gelöst werden.

Fingerübungen
Fingerübungen sind eine Besonderheit des Shaolin Neijin Qigong. Eingebettet in die Reiterstellung werden spezielle, vom autorisierten Meister ausgewählte Fingerübungen an den Übenden weitergegeben. Diese Fingerübungen eröffnen ein besonderes Potential des Qigong: Sie sind in der Lage, direkt auf zentrale Akkupunkturpunkte des Meridiansystems einzuwirken, diese zu öffnen und zu ermöglichen, dass äußeres Qi aufgenommen und inneres Qi nach außen abgegeben werden kann. Darüber hinaus sind die Fingerübungen Voraussetzung für eine wirksame Energieübertragung.

Übungen im Sitzen und im Liegen

Im Shaolin Neijin Qigong gibt es neben Übungen im Stehen auch solche, die im Sitzen oder im Liegen praktiziert werden. Sie dienen genau, wie die Standübungen, dem Aufbau und der Stärkung der inneren Kraft. Außerdem entfalten sie regulierende Wirkungen auf den Körper, die Atmung und den Geist. Es ist günstig, die Standübungen durch solche im Sitzen oder Liegen zu ergänzen. Es kann sich dabei entweder um spezielle Übungsvarianten handeln, oder um eine Fortsetzung der im Stehen begonnenen Übungen. Die Übungen im Sitzen und im Liegen können sowohl von gesunden Menschen trainiert werden als auch von jenen, bei denen eine geschwächte Gesundheit ein (längeres) Üben im Stehen nicht zulässt.

Qi-Mobilisierungen im Shaolin Neijin Qigong
Das „Qi“ (die Energie) des Universums, gilt im Qigong und in der Traditionellen Chinesischen Medizin als Quelle allen Lebens. Qi-Mobilisierungen, die auch als Fafang Waiqi oder „Energie-Übertragungen“ bekannt sind, greifen direkt auf diese Quelle zu. Sie sind eine berührungsfreie Qi-Akupunktur, bei der die Teilnehmer in einem meditativen Zustand heilsame Impulse erhalten. Qi-Mobilisierungen werden traditionell von Qigong-Meistern durchgeführt. Diese aktivieren und bündeln mit einer besonderen Methode das Qi des Universums und geben es wie ein Satellit an die Teilnehmer weiter. Negatives Qi wird dadurch in positives Qi umgewandelt. Zugleich wird positives Qi harmonisiert und vervollständigt. Disharmonien, Blockaden oder Schmerzen können sich auf diese Weise auflösen.

Eignung für Shaolin Neijin Qigong
Grundsätzlich sind die Übungen des Shaolin Neijin Qigong für jeden geeignet, da sie dem individuellen Gesundheitszustand angepasst werden können. Auch behinderte oder schwerstkranke Menschen können durch spezielle Übungen einen heilsamen Energiezugang finden. Junge Menschen profitieren ebenso wie ältere Menschen von den harmonisierenden Übungen, die bereits nach kurzer Zeit zu deutlich mehr Wohlbefinden, besserer Konzentration, Belastbarkeit und Ausgeglichenheit führen.