Wir bewundern Menschen, die voller Energie durchs Leben gehen, die Herausforderungen und schwierige Phasen mit Selbstvertrauen und in sich ruhend meistern, die mit hoher Präsenz und Optimismus anderen Menschen Freude und ein positives Lebensgefühl vermitteln können. Das Geheimnis dieser Menschen ist die ungehindert fließende Lebenskraft Qi.
Die universelle Energie „Qi“ beseelt, nach Jahrtausende altem chinesischen Wissen, Pflanzen, Tiere, Dinge und uns Menschen. Mit der Geburt steht dem Menschen normalerweise ein für rund 120 Lebensjahre ausreichendes Potential zur Verfügung. Dieses Qi gilt es zu pflegen. Unsere nicht immer optimalen Lebensbedingungen, Stress, Umweltverschmutzung, Verletzungen vermindern das Qi und führen zu Blockaden, die den freien Fluss des Qi behindern. Diese Blockaden können dann körperliche und psychische Erkrankungen nach sich ziehen – wobei die Traditonelle Chinesische Medizin zwischen beiden keinen Unterschied macht, denn nach ihrer Vorstellung ist immer der Mensch als Ganzheit betroffen.
Wir können das Qi pflegen und nähren und seinen freien Fluss aufrechterhalten. Außerordentlich wirkungsvoll ist dabei das regelmäßige Üben von authentischem Qigong und damit einhergehend der Aufbau von Tugenden.
Qi wird oft mit „Atem“ oder „Luft“ übersetzt. Seine Bedeutung geht jedoch weit darüber hinaus. Qi ist zentraler Begriff der chinesischen Philosophie und der Traditionellen Chinesischen Medizin. Qi steht dabei sowohl für die Lebenskraft des Einzelnen als auch für die Lebensenergie des gesamten Universums.
Gong steht für (kunstvolle) Arbeit, die mit Fähigkeit oder Können verbunden ist. Qigong kann man demnach als ständiges Arbeiten am Qi oder auch im fortgeschrittenen Sinne als Fähigkeit vestehen, mit dem Qi umzugehen und es zur Gesunderhaltung und Heilung zu nutzen.
Die ersten Artefakte und Dokumente, die als Anleitungen zu Körper- und Energieübungen gelten, sind mehr als 5.000 Jahre alt. Seine Ursprünge hat das Qigong wohl in mehr als 10.000 Jahre alten Stammestänzen, die unter der Anleitung von Schamanen der Nutzung der Naturkräfte, der Besänftigung der Geister und der Heilung dienten. Etwa 2.000 Jahre alte bebilderte Übungsanleitungen aus den Mawangdui-Grabstätten in der heutigen Provinz Hunan geben Hinweise, auf die schon damals weite Verbreitung von Qigong-Übungen.
Die Entwicklung des Qigong verlief über Jahrtausende. Unterschiedliche Aspekte der Arbeit mit dem Qi prägten die verschiedenen Übungsformen, die sich entweder eher in der Gesunderhaltung und Heilung, der Entwicklung und Vertiefung der Spiritualität oder der Verbesserung der körperlichen Kraft und Geschicklichkeit ausdrückten. Die Einflüsse der chinesischen Lehren des Buddhismus, des Daoismus und des Konfuzianismus sowie jene der traditionellen chinesischen Heilkünste und der Kampfkünste führten zu unterschiedlichen Schulen.
Parallel zu den einzelnen Schulen und den zahlreichen daraus entstandenen Übungsstilen entwickelte sich ein umfangreiches Volkswissen über die positiven Effekte des Qigong auf die Gesundheit. Ergänzt durch verschiedene Anwendungen aus der Traditionellen Chinesischen Medizin wurden so innerhalb der Familien Übungen und Erkenntnisse weitergegeben, die bis heute der privaten Gesundheitsfürsorge dienen und zugleich philosophische und spirituelle Elemente beinhalten.
Qigong wurde und wird von grundlegenden philosophischen Vorstellungen geprägt. Dazu gehören:
Sowohl dem Qigong als auch der TCM liegt die große Philosophie von Yin und Yang zugrunde. Wichtigen Einfluss haben zudem die Lehren von den Fünf Wandlungsphasen sowie jene von den inneren Organen und von den Meridianen. Eine wesentliche Gemeinsamkeit bildet darüber hinaus die ganzheitliche Betrachtung des Menschen. Die Einheit von Körper, Geist und Seele findet hier ebenso Berücksichtigung, wie die Verbindung des einzelnen Menschen zu seinem sozialen Umfeld und sein enger Kontakt zur Natur. Die TCM und das Qigong sind in ihrer Entwicklungsgeschichte eng miteinander verbunden. Oft wird das Qigong sogar als Mutter der TCM bezeichnet, denn ohne seine tiefgründigen Erkenntnisse über die Energie „Qi“ wären viele der entwickelten Untersuchungs- und Behandlungsmethoden nicht vorstellbar. Bis heute gilt das medizinische Qigong neben Akupunktur, Massage und Akupressur, Heilkräutern sowie Ernährung als eine der fünf Säulen der TCM.